Vor einiger Zeit trafen wir Jack Strify, ehemaliges Mitglied der Glam-Rock/Pop Gruppe Cinema Bizarre, der am 1.Dezember sein neues Album ,,Illusion'' über die Internetplattform PledgeMusic vertreiben wird. Der Künstler aus Berlin gab uns die neusten Informationen über das Projekt und die Musikszene in Berlin.
Hallo Jack, erstmal freut es uns, dass du Zeit hast für uns und das gerade noch an dem Tag an dem über die Finanzierung deiner neue Platten entschieden wurde. Erzähl mal wie war seine Platte durch eine Crowdfundingwebsite zu finazieren und welchen Einfluss hat das auf die Platte ?
Ja, das war natürlich auch was neues für mich. Ich habe mich dafür entschieden, um bei dem ganzen Projekt insgesamt mehr Unabhängigkeit zu haben und es war ja bis zur letzten Minute spannend. Wenn es nicht geklappt hätte, wäre das Album zwar auch irgendwie zustande gekommen, da wir ja schon mit ein paar Songs fast fertig sind und es durch mein Management teilfinanziert ist. Aber dann hätte es eben einige Einschränkungen gegeben und eventuell mehrere Songs nicht. Jetzt kann zum Glück alles drauf und wir alles so machen wie wir es geplant hatten.
Ist Crowdfunding dann etwas was du in Zukunft auch machen würdest? Schließlich gibt es so ja kaum eine Möglichkeit, dass das Album in den Charts Erfolg hat.
Ich fand die Idee diesmal einfach interessant. Ich wollte wieder richtig einsteigen und wollte diesmal alles so machen wie ich es in meinem Kopf hatte. Allerdings ist Crowdfunding auch sehr viel mehr Arbeit als man denkt. Ich habe alle Artikel selber reingestellt, selber Fotos gemacht, meine Bühnenoutfits angeboten, wobei ich eigentlich fast froh bin, dass diese nicht weg sind, ich wohne zwar in Kleidern aber von denen trenne ich mich doch nur ungerne. Nebenbei musste ich aber ja auch noch aufnehmen, schreiben und alles selber designen, also viel zu tun. Aber so konnte ich meinen Fans auch ein breites Spektrum an Dingen bieten, die sie wirklich toll finden und wollen und so auch noch meine Kampagne unterstützen können, was ich sehr gut finde. Zu den Charterfolgen muss man sagen, dass ich da nicht so nachdenke zurzeit, mein Fokus lag in der Verwirklichung meiner Ideen und wenn ein Label Interesse zeigt könnte es gut sein, dass das Album irgendwann nochmals veröffentlicht wird. Wer weiß. Jetzt zählt erstmal, dass es meine Fans mögen weil ich habe 2 Jahre echt Herzblut reingesteckt.
Du sagst du hast Herzblut hineingesteckt, kommt es denn auch ganz von Herzen oder hast du auch versucht den aktuelle Trends zu folgen um es mehr ans Mainstream-Publikum zu bringen?
Es kommt definitiv 100% von Herzen. Die letzten 2 Jahre waren hart für mich, ich hatte mich zurückgezogen, hatte viele private Probleme die ich auch in dem Album verarbeite. Es ist kein Album zum Gröhlen, nein, es geht teilweise sehr philosophisch zu und ich behandle neben dem Tod meines Vaters auch meine Trennung. Trotzdem will ich in dem Album nicht zu retrospektiv sein, diese Themen hatten Einfluss aber der Leitspruch ist ,,i need to move on’’. Ich betrauere nicht die Trennung sondern, dass ich mich festgeklammert habe als wäre ich die ganze Zeit in einem Wartezimmer. Sonst findet sich viel Spiritualität wieder und meine Sicht auf die Dinge. Auch den Tod verarbeite ich nicht als gewöhnlichen Trauersong sondern beschäftige mich mit dem Bild der Matrix nach dem Tod, es geht also weiter und ich schaue nach vorne. Der Stil ist denke ich nicht mainstream, es ist meiner, wenn ihn viele mögen soll es mich freuen. Ich bin mir treu geblieben habe mich aber natürlich entwickelt.
Klingt nach einer ganzen Menge, hast du alle deine Texte selbst geschrieben und wie läuft das bei dir? Schreibst du lange an Songs, woher kommen die Ideen wenn nicht gerade etwas tragisches passiert ist?
(lacht) Ja in meinem Leben passieren nicht nur tragische Dinge, oft sind Songs auch einfach entstanden wenn ich und meine Songwriterin, bei der ich ein halbes Jahr gewohnt habe, einfach über die Welt philosophiert haben und uns etwas oder ein Satz im Nachhinein im Gedächtnis hängengeblieben ist. Songs sind immer eine Zusammenarbeit mehrerer Personen, ich sitze eigentlich nie alleine daheim und nehme mir vor ich schreibe jetzt einen Song. Es sind einfach Dinge die mich begleiten und beschäftigen.
Was hat dich bei der Namenswahl beschäftigt?
Dasss ich quasi die letzten 2 Jahre eine Illusion war, nur digital habe ich als Künstler existiert und jetzt werde ich zur Wirklichkeit, deshalb ist der Titel eigentlich ein bisschen falsch. Aber ich denke es ist auch weil es eine Illusion ein Traum am Anfang war und jetzt wahr wird, weil Ruhm eine Illusion ist, bedrucktes Papier, was wir als Geld wahrnehmen, nur weil wir es dazu gemacht haben ja quasi auch. Man kann sich in Illusionen verlieben. Ich finde das ein spannendes Thema und deshalb habe ich es zum Namen des Albums gemacht.
Der Stil lässt sich ja ganz gut als Newwave und Synthesiser Mix der 80er beschreiben oder? Warum wurde es im Stil so wie es ist und was hältst du vom Klischee, dass fast alle Elektrokünstler Drogen nehmen? Stimmt es?
Ja ich denke der Stil ist entstanden aus meinem Lifestyle, meiner Art und den Einflüssen um mich. Ich liebe David Bowie aber auch neuere Künstler wie Hurts, aber auch vielen 80s Pop eben. Ich würde mich deswegen auch nicht als Elektrokünstler bezeichnen, ich nenne es Synthwave, quasi mein ,,best of both worlds’’ – New wave und Synthpop. Drogen denke ich können manchen Künstlern neues aufzeigen oder inspirierend sein, einer unserer Produzenten hatte bei einem Problem mal gekifft und die Lösung die er danach hatte war gut (lacht), was soll ich dazu noch sagen. Ich selber trinke aber nicht einmal vor Shows oder vor der Arbeit, das nehme ich sehr ernst.
Klingt sehr ambitioniert, bleibt bei der ganzen Arbeit denn noch Zeit fürs feiern und wenn ja wo denn? Berlin bietet einem da ja Vieles sollte man denken.
Also erstmal Karten auf den Tisch, ich war noch nie im Berghain auch wenn mir seit Jahren alle sagen ich soll hin. Aber irgendwie tue ich mich unbewusst oft schwer mit Dingen die ich machen soll, deswegen bin ich auch ganz froh unabhängig von großen Labels zu sein. Trotzdem muss ich unbedingt hin, da ich denke im Berghain wird vieles im Ursprung geschaffen was später groß in der Musikwelt wird. Sonst gehe ich eher in Bars in Mitte oder Kreuzberg, da hat Berlin eine breite Auswahl.
Berlin hat ja in der Szene wachsenden Einfluss, welchen hatte es auf dich denn so? Wie erlebst du Berlin und Musik in Berlin?
Hmm ich denke Berlin can make you or break you, hier gibt es unglaublich viele Versuchungen aber auch Möglichkeiten. Unglaublich viele Musiker auch auf der Straße aber eben auch viele Drogen für wenig Geld. Man kann sich hier unheimlich gut finden und Berlin ist wahnsinnig vielseitig obwohl es meistens entweder Glamour oder Trash ist, wobei ich die trashigen Seiten ja wesentlich interessanter finde . Aber man hat zurzeit das Gefühl Berlin will posh werden. Wird aber schwer denn ich kenne hier unheimlich viele Menschen aus dem Kreativbereich die immer nur so tuen als würden sie viel machen, aber in Wirklichkeit machen sie nichts. Das ist die Versuchung, in diesen Strudel in Berlin zu geraten. Hier sind die Nächte lang und die Tage dementsprechend kurz.
Und trotzdem hast du es geschafft dieses Album zu produzieren und dich nicht beirren zu lassen. Glückwunsch von uns nochmal zur Finanzierung heute. Eines musst du uns aber noch sagen, hast du schonwieder neue Ideen im Kopf oder kannst du nach einem fertigen Album mal abschalten?
Danke, ich bin auch verdammt stolz darauf es so durchgezogen zu haben wie ich das wollte und das ich neue Wege gegangen bin, jetzt wo die Leute mich nicht mehr als Teeniestar wahrnehmen, sondern ich auch andere Gruppen erreichen kann und gleichzeitig meine Fans happy machen kann. Das ganze habe ich aber nicht allein geschafft, sondern im kreativen Netzwerk mit vielen tollen Künstlern um mich herum und das ist auch der Grund warum die neuen Ideen schon wieder in meinem Hirn schwirren. Neulich habe ich mit Bonnie (Bonnie Strange, It Girl aus Berlin), die auch Musik macht erst über eine eigene EP mit ihr nachgedacht da wir einen sehr ähnlichen Geschmack haben. Auch ein Konzept und sogar schon einen Namen haben wir uns überlegt. Vorerst bleibt es aber bei einem gemeinsamen Song auf meinem Album ILLUSION und meinem Album release. Ich freue mich auf die Reaktionen.
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